„Faust“ – ein Fall nur für Intellektuelle? Goethe selbst sah es weniger verbiestert, nannte er seinen „Faust“ doch „diesen sehr ernsten Scherz“. Wohl wissend, dass man sich der Wirklichkeit nur durch Ironie erwehren kann! Mit Schiller schickte er scharfe Spottverse auf Zeitgenossen hin und her. Aber nicht nur die Gegenwart ließ den Weimarer Altmeister erschaudern. Prophetisch sah er die Katastrophen voraus, die uns jetzt umtreiben.
So werden wir im ersten Akt Zeugen der ersten großen Finanzkrise: ein bankrotter Kaiser lässt wahllos Papiergeld drucken, ohne über entsprechende Wertschöpfung zu verfügen. Eine Idee, die ihm der Teufel höchst persönlich eingeflüstert hat!
Im zweiten Akt wird ein Knabe aus der Retorte gezaubert, der uns in eine nächtliche Traumreise ins klassische Griechenland entführt. Faust verliebt sich in Helena, der er im dritten Akt begegnet. Da aber auch diese Liebe wieder zerschellt, wird er im vierten Akt Kriegsgewinnler in einem Bürgerkrieg. Auf dem hier gewonnenen Land errichtet er im fünften Akt eine Kolonie, die die scheiternden Utopien des 20. Jahrhunderts vorwegnimmt… Hoffnung macht uns nur der Retortenknabe Homunculus, der empfiehlt, die Schöpfung noch einmal von vorne zu beginnen, diesmal mit Bedacht. Und die Momente des Innehaltens in der Liebe, in dieser und der anderen Welt…
Nachdem das artENSEMBLE THEATER mit „Faust II“ im September 2013 sehr erfolgreich die neu aufgelegte Studioserie des Heinz-Hilpert-Theaters eröffnet hat, kommt hier mit „Doktor Faust“ die Openair-Version dieses Goetheschen Welt-Theaters.
Das artENSEMBLE THEATER greift darin auf die volkstümlichen Wurzeln des „Faust-Stoffes“ zurück. Zwei Spielleute führen in die Handlung ein, die mit humorigen Zwischenliedern immer wieder begleitet und erläutert wird. Akrobatik darf ebenso wenig fehlen wie Feuerzauber, wabernder Nebel, poetische Traumbilder, Liebeslyrik und schwarze Komik! Ein Genuss für alle Sinne…
Spiel & Regie: Susanne Hocke und Jürgen Larys