Iphigenie, Tochter Agamemnons, des Anführers des Griechenheeres gegen Troja, findet sich auf wundersame Weise auf der wilden Insel Tauris wieder. Dort bringt sie Thoas, den König der Taurer, zunächst dazu, auf die Tradition der Menschenopfer zu verzichten. Sie sieht sich aber zunehmend dessen Liebeswerben ausgesetzt.
Darauf einzugehen ist Iphigenie schon deshalb unmöglich, weil sie sich nach nichts so sehr sehnt wie nach der Rückkehr nach Griechenland. Hierzu bietet sich ihr unverhofft Gelegenheit: zwei Griechen sind in räuberischer Absicht auf Tauris gelandet. Als Iphigenie den Heiratsantrag des Königs abermals ablehnt, verlangt dieser von ihr, an diesen Fremden wieder ein Menschenopfer zu vollziehen. Dass einer der beiden Fremden sich als Iphigenies Bruder Orest herausstellt, unterzieht Iphigenie vollends einer inneren Zerreißprobe…
Über dem Geschlecht der Atriden, dessen jüngste Sprösslinge Iphigenie und Orest sind, liegt ein Fluch. Seit der Hybris des Stammvaters Tantalus, der mit den Göttern zu Tisch saß, ihnen jedoch untreu wurde, sind Brudermord und Blutrache an der Tagesordnung. Einzig Iphigenie kann diese Spirale der Gewalt lösen: dadurch, dass sie nicht Gleiches mit Gleichem vergilt, sondern vielmehr ein ungeheures Risiko eingeht: das der unbedingten Wahrheit…
Ensemble: Susanne Hocke, Jürgen Larys · Wissenschaftliche Beratung: Dr. Manfred Osten