„Othello“ ist Shakespeares große Tragödie des Neides und der Eifersucht. „Othello“ ist aber auch ein Gleichnis für die Auswirkungen von Fremdenhass und von Vorurteilen, die sich so in das Denken einbrennen, dass der Beschuldigte selbst anfängt, an das zu glauben, was man über ihn erzählt. „Othello“, General von Venedig, stürzt vom Top-Fremdarbeiter zum Ausgestoßenen.
Von einer Lichtgestalt, dem alle zujubeln, wird er zu einem, dem man alles zutraut, vor allem: alles Schlimme. „Othello“ ist in der Interpretation des artENSEMBLE THEATERs nicht schwarzer Afrikaner, sondern einfach: Muslim. Als Muslim ist er Zielscheibe von vielen falschen Zuschreibungen, die am Ende in ihm die Gewalt freisetzen, die ihm von Anfang an unterstellt wurde. „Othello“ wird Opfer einer bösen Intrige, die sein Feldwebel „Iago“ gegen ihn inszeniert. Indem wir Othello und Iago von einem Schauspieler spielen lassen, zeigen wir, wie Othellos Denken immer mehr vergiftet wird durch all das Schlechte, das über ihn gesagt wird. Iago sitzt gleichermaßen in Othellos Kopf. Othellos Versuch, die schöne Desdemona über alle Grenzen von Religion und Gesellschaft zu heiraten und glücklich zu machen, scheitert. Ausgerechnet sie, die unschuldigste von allen Figuren des Stückes, fällt am Ende seiner rasenden Eifersucht zum Opfer… Wer dies für einen Regie-Gag hält, könnte sich irren: gibt es doch Hinweise darauf, dass Shakespeare durch den Besuch eines Botschafters des „Königs der Berber“ und seiner Delegation 1600 und 1601 in London, die von Zeitzeugen als „muslimisch und merkwürdig in ihrem Gebaren“ beschrieben wurden, wesentlich zu dieser Tragödie inspiriert worden ist…
2012
„Othello“ war 2012 schon einmal sehr erfolgreich im Studio des Heinz-Hilpert-Theaters zu sehen. Damals sahen 15 Menschen mit Migrationshintergrund als eine vom Integrationsrat der Stadt Lünen organisierten Besuchergruppe diese Aufführung. Im anschließenden Publikumsgespräch konnten Aspekte des interkulturellen Zusammenlebens angesprochen werden. Wir würden uns sehr freuen, wenn auch bei dieser open-air-Aufführung Zuschauer mit und ohne Migrationshintergrund beieinander säßen und miteinander ins Gespräch kämen.
Spiel & Regie: Susanne Hocke und Jürgen Larys